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Ein Portrait – die Idee der „Auslandszeit“ – die große Reise beginnt – Lagos, Enugu, die Schule, Familie Ebigbo – Das Bundesverdienstkreuz – Workshop

Zuerst möchte ich mich mal vorstellen. Benjamin Schönthier ist mein Name und ich bin am 13.01.88 geboren, sprich ich bin 22 Jahre alt. Ich wohne noch daheim bei meiner Familie in Hennhofen bei Augsburg. Also eigentlich ist Hennhofen von Augsburg ungefähr 30 Kilometer entfernt, aber so kann man sich zumindest eine Ahnung verschaffen, wo Hennhofen ungefähr liegt (da ich denke, nicht viele kennen dieses kleine Dörfchen). Nach Grund und Realschule, absolvierte ich eine Schreinerausbildung. Nachdem ich nicht von meinem Ausbildungsbetrieb übernommen worden bin, hab ich einige Maßnahmen durchlaufen, habe meinen Zivildienst gemacht und eine Lehre zum Technischen Zeichner abgebrochen, da ich erkannt habe, das dies nicht der richtige Weg für mich ist. Aber ich denke, nicht der einzigste zu sein, dem es so geht. Ich hab dann als Schreiner noch einige Zeit gewerkelt und mich, nachdem ich mir schon seit langer Zeit eine „Auslandsauszeit“ vornehmen wollte, irgendwann auch dazu entschieden, das tatsächlich in Angriff zu nehmen. Über viele verschiedene Ecken, gelangte ich über den Vater von meinem Kumpel an Alanna Ebigbo. Die zwei kannten sich von Arbeitswegen her.
Ich besuchte Alanna und Babsi, seine Frau, dann in deren Wohnung und ich erzählte mein Vorhaben und sie machten mir die Nigeriareise mit ihren Erzählungen sehr schmackhaft. Ich telefonierte und schrieb mit Hildegard und somit stand fest, ich werde nach Nigeria – Enugu gehen. Dann begann die Zeit der Vorbereitungen. Ich ließ mich impfen, buchte meinen Flug und forderte mein Visum aus Berlin an. Das Visum bereitete mir einige Kopfschmerzen aber ich konnte und wollte mich überhaupt nicht damit abfinden, dass meine Reise am Visum scheitern sollte.
Glücklicherweise war dem auch nicht so und so stand dann fest, dass der Benn Schönthier am 09.01.2010 seine gewohnte Umgebung verlassen wird und auf den schwarzen Kontinent fliegen wird.

Seid meiner Abreise am Münchner Flughafen am 09.01 sind nun vier Wochen vergangen. Und seit dem ich aus dem Flugzeug am Murtala Muhammed Flughafen in Lagos ausgestiegen bin, überschlagen sich die Eindrücke und Erlebnisse. Die „Hitzewand“ gegen die ich in Lagos lief nachdem ich aus dem Flugzeug ausstieg sollte mich auf die nächsten Monate vorbereiten. Von Januar bis März ist die heißeste Zeit in Nigeria. Als ich von daheim in aller frühe nach München gefahren bin, meine Schwester und einen Kumpel als Begleiter dabei, hatte es Minusgrade und es lag eine Menge Schnee auf den Straßen und Dächern. Hier hatte es dann also ungefähr 35 Grad. Meine erste Nacht verbrachte ich in Lagos in einem Hotel nahe dem lokal Airport von Lagos. Ich flog am nächsten Tag mit dem Flugzeug nach Enugu, wo ich von Solomon und Vincent empfangen und zum Haus der Ebigbos gebracht wurde. Die Eindrücke, die ich auf der circa 20 minütigen Fahrt erlebt hatte waren gigantisch. Die Straßen, wenn ab und an mal geteert, sind sehr kaputt und mit Schlaglöchern übersehen. Oft ging es über Sandwege, die Rallyestrecken sehr, sehr ähnlich sind, Richtung Ziel. Überall stehen kaputte Autos, LKW´s und Mopeds, die von rotem Sand bedeckt sind. Da sieht man mal Holzverschläge mit Wellblechdächern und weiträumig ummauerte Villen, mit großen Toren als einzigsten Einlass für Besucher. Die Sonne brennt runter und ich war schwer am schwitzen, da ich noch eine lange Hose und einen Longsleeve anhatte. Am Ebigbohaus angekommen, wurde uns das Tor geöffnet und wir fuhren hoch zum Haus. Solomon zeigte mir das guest house, das für die nächsten Monate mein Zuhause sein sollte. Ich wurde herzlich willkommen geheißen und die anfängliche Angst und Beklommenheit verschwand schnell und ich war froh gut angekommen zu sein.

Am nächsten Tag bekam ich dann zum ersten mal das TDCC zu sehen. Wir fuhren wieder ungefähr 20 Minuten zur Schule und wurden durch das Tor hereingelassen. Das Schulgelände ist riesig und ich brauchte einige Tage um mich darin zurecht zu finden. Der 11.01.2010 war der erste Schultag des neuen Terms. Jedoch lief an diesem Schulbeginn alles anders als sonst. Der Grund dafür war der bevorstehende Besuch des Deutschen Botschafters von Nigeria, Herr Joachim Schmillen. Hildegard sollte am 13.01. das Bundesverdienstkreuz für ihre Arbeit hier in Enugu verliehen werden. Da der Botschafter sich die Mühe machte und von Abuja, der Hauptstadt Nigerias, nach Enugu kommen wollte, bereitete sich die gesamte Schule auf ein Willkommensfest vor. Die Halle sollte alle Gäste, eingeschlossen den Botschafter, der entschied alleine zu kommen, beherbergen. Also waren alle fleißig am Schmücken und Vorbereiten. Ich hingegen ließ die Eindrücke erstmal sacken und wurde von Esther, Hildegards Tochter, über das Gelände geführt. Wie groß die Schule ist, wurde mir da erst bewusst. Ebenso wie die Lehrer hießen mich auch viele Schülerinnen und Schüler willkommen. So verliefen die ersten zwei Tage für mich außer Plan. Mittwoch war dann der große Tag gekommen, Gesänge und Tänze für die Feier waren einstudiert und der Botschafter erreichte glücklicherweise pünktlich den Flughafen in Enugu. Nach dem er im TDCC eingetroffen war, wurde er herumgeführt und ihm wurde alles gezeigt. Ich war währendessen damit beschäftigt zusammen mit Man, dem Schreiner, Schulbänke zu reparieren. Ich schüttelte dem Botschafter die Hand und hieß in willkommen. Nachdem er die Schule unter Augenschein genommen hatte, fuhren sie über die extrem schlechte Straße zum Workshop, der eine kurze Autofahrt entfernt von der Schule liegt. Für die Überreichung des Bundesverdienstkreuzes war nun alles vorbereitet und nach eintreffen des Botschafters und Hildegard, begann die Feier. Die Halle war bis auf den letzten Platz belegt und ich sah mir das ganze von draußen durch ein Fenster mit einigen Kids an. Die Feier war schön und interessant, der Botschafter wurde traditionell mit der Kola nut begrüßt. Es wurde stets in der Amtssprache des Landes, Englisch, gesprochen. Nur die Übergabe des Bundesverdienstkreuzes an Hildegard selbst, wurde auf Deutsch abgehalten. Es fand noch ein buntes Treiben mit Sketchen der Lehrerinnen und Theatereinlagen einiger Schüler und Schülerinnen statt. Der Botschafter bedankte sich für diese gelungene Begrüßung und betonte des öfteren, dass sich Hildegard diese Ehrung Deutschlands mit diesem Projekt redlich verdient hat. Er erklärte, in 40 Ländern unterwegs gewesen zu sein und in keinem ein Projekt mit diesem Ausmaß zu Gesicht bekommen zu haben. Als ich am Abend vor dem dinner, noch mit Hildegard sprach, bestätigte sie mir, voll und ganz mit dem Ablauf zufrieden gewesen zu sein – alles verlief wie geplant und dem Botschafter wurde ein gebührender Empfang bereitet. Am Abend fand dann noch das dinner statt, das in einem nahe gelegenem Hotel stattgefunden hat. Viele wichtige Persönlichkeiten wurden eingeladen und es fand ein gemütlicher Abend mit Getränken und gutem Nigerianischem Essen statt. Der Botschafter beantwortete nachdem er ein paar Worte an die versammelte Gemeinschaft gerichtet hatte, noch ein paar Fragen und wiederholte nochmal, dass er von dem, was er am Nachmittag gesehen hatte, sehr beeindruckt war und immer noch ist. Es wurde noch ein Foto geschossen, das den Abend festhalten soll. So verbrachte ich also meinen Geburtstag nicht wie sonst bei Schnee und Kälte wie gewohnt zu Hause, sondern bei 35 Grad in einem Hotel in Enugu mit Anwesenheit des Botschafters, einer Bundesverdienstkreuzträgerin und einem Verdienstkreuzträger Nigerias, Prof. Dr. Peter Ebigbo.

An den darauffolgenden Tagen lernte ich weiterhin viele Lehrer kennen und fuhr zum ersten mal zum Workshop, der ebenfalls sehr groß ist. Natürlich bin ich aufgrund meiner Vorkenntnisse in der Werkstatt tätig. Hier arbeite ich zusammen mit einigen Jungs. Es gibt immer etwas zu tun, sei es das reparieren von kaputten Stühlen oder Tischen, das konstruieren von speziellen Stühlen oder das Sägen von Brettern. Es macht mir einen großen Spaß den Jungs und auch Man und Alex, dem anderen Schreiner, beim arbeiten zuzusehen und andere Arbeitsweisen kennen zu lernen. Andererseits zeige ich ihnen natürlich auch, wie ich in Deutschland zu arbeiten pflege.